Am Frühstückstisch ist die Stimmung angespannt. Die Mittlere, die sich in den letzten Tagen scheinbar mit ihrem Schicksal, ihre Freunde nicht treffen zu können, abgefunden hat, ist sauer. Lautstark beschwert sie sich über den Chinesen, der die Fledermaus gegessen habe, und so die Corona-Krise ausgelöst habe. Entsetzen in den Gesichtern meines Mannes und mir. Zwischen meinem Mann und meiner Tochter beginnt eine Diskussion über Vorurteile und Rassismus. Vom Lärm geweckt und total genervt erscheint meine 18-jährige am Tisch, die sich in die Diskussion einmischt. Sie beschwert sich, dass sie in den letzten Tagen, die sie zuhause mit ihren kleineren Geschwistern verbringen musste, einen Tinnitus entwickelt habe. Ich gehe nicht näher darauf ein. Der Hang zu Dramen scheint bei unseren Kindern in den Genen zu liegen – allerdings haben sie das ganz bestimmt nicht von mir…

Ich muss mit unserem Hund zum Tierarzt. Die jährliche Impfung steht an. Meine Große bietet an, mitzukommen, um mich zu unterstützen. In der Praxis weist die Ärztin darauf hin, dass eigentlich nur eine Person mit unserem Hund in das Behandlungszimmer kommen darf. Bei Angstpatienten scheint sie aber eine Ausnahme zu machen.

Danach setzte ich mich mit meinem Sohn hin und helfe ihm bei Mathe. Als er merkt, wie viele Aufgaben er noch machen muss, wird er wütend. Auf meine Nachfrage, warum er sich so gar nicht auf die Aufgaben konzentrieren könne, antwortet er, er sei irgendwie in Ferienstimmung.

Mein Hinweis, dass aber noch keine Ferien seien, bringt ihn vollends aus der Fassung. Er schmeißt einen Plastikdino durch die Gegend, der auseinanderbricht.

 

Ich lasse ihn sich erstmal in Ruhe abreagieren und gehe aus dem Zimmer, um etwas am PC auszudrucken: Die Fragen für den Sachkundenachweis für meinen angehenden Therapiehund. Die Prüfung ist in einer Woche. Ich habe ja jetzt genug Zeit, um zu üben.

Nachdem mein Sohn wieder ruhig ist, entscheidet er sich, Mathe nun doch zuende zu machen, damit er ein freies Wochenende hat.

 

Dann gehe ich einkaufen. Meine Große kommt wieder mit – freiwillig! Die unterrichtsfreie Zeit scheint ihr (und mir) gut zu tun. An der Tür des Supermarktes steht ein Sicherheitsbeauftragter, der die Leute zählt, die hineingehen. Es dürfen sich nur maximal 50 Menschen auf einmal im Supermarkt aufhalten, damit der nötige Sicherheitsabstand gewahrt werden kann. Eine Verkäuferin an der Fleischtheke wird nervös, als sich ein älterer Herr zu weit über die Theke beugt: „Halten Sie bitte den nötigen Abstand ein!“ .

Wir bekommen fast alles – bis auf Klopapier und Brokkoli. Stattdessen kaufen wir Taschentücher. Geht ja auch. Im Kassenbereich ist in größeren Abständen Klebeband auf dem Boden angebracht, damit der nötige Sicherheitsabstand eingehalten wird.

 

Zuhause fängt meine Große an, ihr Zimmer aufzuräumen. Der Kleiderschrank wird aussortiert, die Regale geordnet und der Boden gesaugt. Corona lässt ganz ungewohnte Seiten bei ihr zum Vorschein kommen!

Meine Mittlere sehe ich den ganzen Tag nicht: Ihre Schwester erzählt mir, sie verbringe ihre Zeit mit einer „Houseparty“ – eine App, mit der sie sich virtuell mit all ihren Freunden treffen kann. Toll, dass das Internet sowas möglich macht.