Ich wache von einem leckeren Geruch auf. Als ich in die Küche komme, sehe ich meinen Sohn, der vor dem Herd steht und eifrig mit dem Pfannenwender beschäftigt ist: Er hat als Überraschung für uns alle Pfannkuchen gebacken! Nach einem Rezept aus einem Kinder-Kochbuch. Den Tisch hat er auch gedeckt. Ich staune. Sowas hat er noch nie gemacht. Die Langeweile scheint seine Kreativität und seine Hilfsbereitschaft geweckt zu haben. Theoretisch ist mir dieses Wissen, dass Langeweile sogar gut ist, ja bekannt. Aber in der Realität ist es selten zu beobachten: Wann ist unseren Kindern in der hektischen, durchgetakteten Zeit überhaupt nochmal langweilig? Natürlich hat mein Sohn schon öfter über Langeweile geklagt. Dann hat er aber meistens schnell irgendeinen Freund angerufen und sich mit ihm verabredet. Dies geht ja nun nicht mehr. Wir alle frühstücken zusammen und freuen uns über die leckere Überraschung.

Da das Wetter immer noch schön ist, machen wir wieder einen langen Spaziergang mit unserem Hund. Diesmal kommt nur mein Mann mit. Den Kindern hat die lange Wanderung durch den Wald gestern wohl erstmal gereicht. So gehen wir zu zweit. Was soll man jetzt am Wochenende sonst auch machen außer Spaziergänge? Endlich haben mein Mann und ich mal Zeit, um uns in Ruhe zu unterhalten. Wir reden über die ernste Lage, aber auch über die positiven Veränderungen, die wir bei unseren Kindern festgestellt haben.

Nachmittags probiere ich etwas aus: Mein Yoga-Studio bietet jetzt Live-Yoga-Kurse an, die man sich auf sein Handy bzw. auf seinen Fernseher streamen kann. So genau weiß ich nicht, wie das funktioniert. Aber mein zehnjähriger Sohn zeigt mir, wie ich mein Handy mit dem Fernseher verbinden kann. Ich wusste gar nicht, dass er weiß, wie das geht……

Es tut gut, meine Yoga-Lehrerin zu sehen, bei der ich fast immer sonntags nachmittags einen Kurs belege. Ich habe fast das Gefühl, im Studio zu sein. Ein Stück Normalität ist irgendwie beruhigend im Corona-chaotischen Alltag.

 

Abends verkündet die Kanzlerin, dass man ab jetzt nur noch zu zweit draußen unterwegs sein darf. Oder aber mit der Kernfamilie. Ich freue mich gerade so richtig darüber, dass unsere Kernfamilie aus fünf Personen und einem Hund besteht. Wie geht es wohl den Menschen, die alleine leben?