Morgens findet eine Telefonkonferenz statt. Es ist schön, mal wieder die Stimmen der Kolleginnen und Kollegen zu hören. Danach schaffe ich es tatsächlich, mir Home-Office einzurichten. Nun kann ich von zuhause aus arbeiten.

 

Meine Kinder bleiben alle brav zuhause. Selbst meine Mittlere hat jetzt verstanden, warum das Sinn macht. Außerdem dürfen ihre Freunde jetzt auch nicht mehr raus. Und sie muss auch gerade viel für die Schule tun. Bei ihr stehen die Zwischenprüfungen (10. Klasse) an. Sie wirkt geknickt. Gerade ihr fällt der mangelnde persönliche Kontakt zu ihren Freundinnen und Freunden sehr schwer.

Mein Sohn hingegen, der sonst oft gestresst ist und dem ein Konzentrationsproblem diagnostiziert wurde, wirkt beim nachmittäglichen Hunde-Spaziergang sogar sehr entspannt. Er klettert auf einen Baum und malt mit einem Stock im Sand. Ich frage ihn nach den Vorteilen der Krise. Er sagt, es sei ein bisschen wie Ferien. Aber eigentlich fast besser. Sonst sei sein Tag immer so verplant. Selbst in den Ferien sei das ja auch so. Und nun habe er einfach Zeit, um zu chillen und zu spielen. Seine Aufgaben für die Schule könnte er sich jetzt auch selber einteilen.

Ich bekomme schon fast ein schlechtes Gewissen. Verplane ich seine Zeit sonst zu sehr? Aber außer einem Sporttermin pro Woche hat er außer der Schule keine festen Termine. Das ist ja eigentlich nicht zu viel. Allerdings fordert alleine das Schulsystem von unseren Kindern schon sehr viel ab.  Ganz bewusst haben wir ihn deshalb im Sommer an einer Schule angemeldet, die keine Ganztagsschule ist. Die Nachmittage hat er in der Regel frei. Allerdings habe ich selten Zeit für ihn. Nachmittags stehen Kochen, Einkäufe, Arzttermine, Hunde-Spaziergänge etc. an. Und bei drei Kindern wird die Aufmerksamkeit zwangsläufig aufgeteilt.

Jetzt aber genießen wir beide die Qualitätszeit, die wir – (so bitter es klingt) dank Corona- nun haben. Ich baue mit ihm eine neue Variante seiner Kugelbahn auf, die er zum Geburtstag bekommen hat.