Unser Sohn hat heute Geburtstag! Er weckt uns um genau acht Uhr. Wir haben ihm am Abend vorher erklärt, dass er erst um acht Uhr morgens geboren wurde und wir deshalb vorher gar nicht mit ihm feiern können. So hält er sich an dieses Gebot und weckt uns pünktlich zu seiner Geburtsstunde.

 

Den Tisch habe ich spät abends schon vorbereitet. Er packt die Geschenke aus – wir alle essen mit ihm gemeinsam Kuchen. Anders als sonst ist: Wir haben alle Zeit! Keiner muss schnell zum Bus rennen, um zur Schule zu gehen, oder zur Arbeit. Mein Mann geht zwar noch ins Büro, da er keinen Kundenkontakt hat, allerdings waren seine Arbeitszeiten schon immer flexibel.

Als ich meinem Sohn sage, dass es mir für ihn leid tut, dass er nicht mit seinen Freunden feiern kann, meint er ganz vernünftig, in dieser Zeit müsse man sich einfach darüber freuen, dass man 11 Jahre alt wird und über die Geschenke…..

 

Nachmittags kommen zum Kaffee und Kuchen die Familie meines Schwagers. Zu denen hatten wir am Samstag ja sowieso schon Kontakt, deshalb ist es bestimmt o.k.. Und ein Geburtstag so ganz ohne Gäste wäre einfach zu traurig. Die Familie meiner Schwester bleibt vorsorglich zuhause (meine Schwester hat Asthma). Auch meiner Mutter, die mit 77 zur Risikogruppe gehört, verbiete ich zu kommen. Sie lässt sich aber nicht abhalten, und steht dann nachmittags doch vor der Tür, um kurz die Geschenke abzugeben. Ich verbiete meinen Kindern die Oma zu umarmen. Sie habe keine Angst, sich mit Corona anzustecken. „Aber ich habe Angst um dich!“ sage ich zu ihr.

Das akzeptiert sie und fährt nach Hause in ihre Doppelhaushälfte, wo sie alleine lebt. Es ist echt schwer, sie momentan nicht besuchen zu dürfen.

Um 19:30 versammeln wir uns alle um den Fernseher und sehen gemeinsam die Ansprache unserer Bundeskanzlerin. Viel sagt keiner danach dazu. Was soll man auch sagen?