Alle warten auf den Abend, 18 Uhr. Da verkündet Merkel, wie es mit der Krise weitergeht. Von "Corona-Lockerungen" ist sogar die Rede. Und tatsächlich - gegen 19 Uhr steht fest: Wir dürfen ab nächster Woche wieder shoppen und in den Zoo gehen. Die Kids müssen aber bis Anfang Mai warten, bis die Schulen dann nach und nach wieder geöffnet werden. Meine Kinder erleben an diesem Abend ein Wechselbad der Gefühle. Mein Sohn ist enttäuscht, weil er gerne wieder früher in die Schule gehen würde. Zuhause ohne seine Freunde ist es auf Dauer doch langweilig. Meine Töchter sind etwas geknickt, weil nun feststeht, dass die Prüfungen stattfinden werden. Aber zum Glück haben sie noch etwas Zeit zuhause. Nur eine Stunde später höre ich einen lauten Wutschrei aus dem Zimmer meiner Großen: Ausgerechnet hier in NRW soll es, genauso wie in Bayern, anders laufen: Nur die Schüler der Abschlussklassen sollen sogar schon ab Montag wieder in die Schule....

In meinem Kopf rattert es auch: Das einzige unserer Kinder, das Betreuung von uns braucht und auch seine Aufgaben für die Schule nicht selbständig machen kann, bleibt noch bis mindestens Mai zuhause. Gleichzeitig müssen meine Töchter wieder zur Schule. Auch wenn mein Sohn alleine zuhause bleiben kann, wer passt dann auf, ob er seine Aufgaben macht?

Ich schreibe sofort eine Nachricht an meine Chefin und bitte sie, mich in den nächsten Wochen möglichst oft für das Home-Office einzuteilen.  Meine Töchter müssen den Rest des Abends den Schock verdauen, dass sie nächste Woche schon wieder Unterricht und dann Prüfungen haben werden. Gerade unsere Abiturientin hätte eigentlich offiziell seit Beginn der Osterferien außer zu den Prüfungen nie wieder in die Schule gehen müssen. Sowas muss erstmal verarbeitet werden.