Ich habe verschlafen und wache erst um Viertel nach neun auf. Mist, dabei ist Montag. Irgendwie ist durch Corona mein Rhythmus durcheinander. Ich habe zwar heute offiziell frei, da ja meine Kurse ausfallen, aber unsere Putzfee kommt ja nicht und meine Kinder haben eigentlich Schule. Mein Sohn sitzt vor dem Fernseher und hat natürlich weder gefrühstückt, noch daran gedacht, mit seinen Schulaufgaben anzufangen. Kann man von einem gerade 11 gewordenen auch nicht erwarten. Wir brauchen eine Struktur! Ich mache uns Frühstück und wir teilen den Rest des Vormittags in Schulstunden ein. Gestern Abend habe ich schon eine Dreiviertelstunde damit verbracht, die neuen Wochenaufgaben, die die Lehrer ins Netz gestellt haben, abzurufen und auszudrucken. Die meinen es echt alle gut und haben sich offenbar nicht abgesprochen.

 

Bis jetzt war ich eine Mutter, die sich nicht viel um die Hausaufgaben meiner Kinder kümmern konnte und musste, da meine Mädels in dieser Beziehung selbstständig sind (wenn sie mit 16 und 18 nicht alleine Hausaufgaben machen können, dann ist meiner Meinung nach etwas schief gelaufen) und wir meinen Sohn unter anderem extra auf die Realschule geschickt haben, da er noch nicht so selbstständig arbeitet. Die normalerweise wenigen Hausaufgaben schafft er in der Regel alleine. Nur bei Mathe helfe ich ihm manchmal. Doch jetzt ist alles anders. Ich schaue mir die vielen Aufgaben in den vielen verschiedenen Fächern an und bin selber überfordert. Ich lege den zeitlichen Rahmen fest: Wir fangen um halb 11 (echt spät – das muss morgen anders werden!!!) an und um 12 gibt es eine große Pause. Das findet mein Sohn o.k.. Ich überlasse es ihm, mit welchem Fach er anfangen möchte. Er wählt Kunst. Er soll ein Nilpferd malen, das sich teilweise unter Wasser befindet. Schon beim Ausdrucken der Vorlage wurde die cyanblau-Patrone des Tintenstrahldruckers fast vollständig geleert. Neue bestellen kommt auf meine To-do-Liste.

Da meine große Tochter ein großes Zeichentalent hat, bitte ich sie, meinem Sohn zu helfen. Puh, etwas Zeit verschafft. In dieser gehe ich mit dem Hund Gassi. Mein Sohn sagt später, allein die Anwesenheit seiner großen Schwester habe bewirkt, dass er besser malen konnte….

Danach ist Mathe dran. Da meine Große ihre Oberstufe mit einem Punkt in Mathe absolviert hat, bin ich nun wieder gefragt. Gegen 13:30 sind wir fertig – mit der Korrektur der letzten Wochenaufgaben. Die Konzentration meines Sohnes zeigt mir an, dass es für heute reicht und Zeit für Mittagessen ist.

Meine Mittlere beschwert sich, dass die Wohnung so dreckig ist. Ich muss kurz durchatmen, um nicht wütend zu werden. Hat sie doch die Hälfte des Vormittags in ihrem Zimmer gechillt, während ich die ganze Zeit beschäftigt war. Sie merkt glaube ich, wie wütend ich werde, denn ich höre etwas später, als ich meinen eigenen Bürokram erledige, den Staubsauger. Sie saugt tatsächlich die ganze Wohnung. „Mama, du musst jetzt nur noch wischen!“ Geht doch!

 Nach dem Gassi-Gang treffe ich unseren Nachbarn im Hausflur. Er erzählt mir, dass der Rettungswagen am Samstag tatsächlich unseren anderen Nachbarn abgeholt habe. Dieser liege jetzt im Krankenhaus und es ginge ihm gar nicht gut. Seine Frau, die ja auch mit Corona infiziert ist, sei noch zuhause, dürfe ihrem Mann nicht besuchen und bekomme auch keine Auskünfte am Telefon (Es könne ja jeder anrufen). Ich mach mir Sorgen. Corona ist bedrohlich nahe gekommen.